Die gesellschaftliche Entwicklung ist
gekennzeichnet von einer raschen Auflösung alter
Strukturen, an deren Stelle oft nicht in gleichem
Maße Ersatz entsteht.
Die Auflösung großfamiliärer Strukturen, in der
die Großmutter das Enkelkind behütet, und die
Alten von den Jungen im Pflegefall versorgt
werden, lässt sich durch öffentliche und
privatisierte Leistung nicht vollständig und auch
nicht in wünschenswerter Weise auffangen. Weder
sind sie in vollem Umfang finanzierbar, noch kann
Zuwendung und Achtsamkeit in nötigem Maß von
professionellen Dienstleistern eingebracht werden.
Wir sind also gezwungen, neue Modelle zu
erdenken und neue Strukturen aufzubauen.
Dann wollen wir es lieber gleich gezielt und in
unserem Interesse machen.
Wir planen die Schaffung von Wohnraum, bei dem funktionierende
nachbarschaftliche Strukturen nicht
Zufall, sondern gewollt sind. Es soll eine soziale
Gemeinschaft entstehen, die den Einzelnen vor
Isolation und Vereinsamung schützt, ein soziales Netz
bietet und ihm die aktive, geplante Organisation seines
Lebens ermöglicht.
Wir glauben, dass das Engagement in einem solchen
Wohnprojekt eigene Ressourcen (re-) aktiviert,
dass es jung und aktiv hält, dass es eine enorme
Steigerung der Lebensqualität gegenüber
vereinzelter Lebensweisen darstellt, und dass es
die Unterbringung in einem Heim hinauszögern, wenn
nicht sogar ganz verhindern soll. Es ist zwar
nicht geplant, dass wir uns gegenseitig pflegen,
aber mit professioneller Unterstützung ist eine
Unterbringung in einem Heim oft nicht notwendig,
wenn es ein achtsames soziales Umfeld gibt.
In diesem Sinne halten wir das Engagement im
Wohnprojekt auch für bürgerschaftliches Engagement,
indem es modellhaft nach neuen Strukturen sucht
und neue gesellschaftliche Perspektiven aufzeigt.
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